Vom 01.08. bis zum 10.08. sind wir mit knapp 100 Auszubildenden und jungen Arbeiterinnen und Arbeitern auf dem Sommercamp des Internationalen Jugendverbandes (IJV) und der DIDF-Jugend zusammengekommen und haben folgende Resolution auf unserer Versammlung beschlossen:
Wir werden aktiv gegen die Angriffe auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen!
Immer mehr Konzerne in Deutschland vernichten Arbeitsplätze und kündigen Stellenabbau an. Sie rechtfertigen das mit der schlechten wirtschaftlichen Lage und behaupten, dass sie Kosten einsparen müssen, um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten. Dabei werden wir, die Beschäftigten, dazu aufgerufen, für eine Stärkung des sogenannten Standort Deutschland unseren Beitrag zu leisten. Sie wollen, dass wir auf Lohnerhöhungen und Arbeitskämpfe verzichten, mehr und mehr Überstunden machen und Personalmangel mit Mehrarbeit ausgleichen. Parallel füllen sich die Unternehmen die Taschen mit staatlichen Subventionen und Steuererleichterungen.
All diese Maßnahmen werden getroffen mit dem Versprechen, dass auch wir davon profitieren, wenn es wieder bergauf geht. Doch wir wissen, dass wir dafür bezahlen, wenn es den Unternehmen schlecht geht, aber höchstens einen Krümel vom Kuchen bekommen, wenn die Gewinne sprudeln. Und wir wissen auch, dass ihnen der Standort Deutschland nur so lange wichtig ist, wie die Rechnung stimmt und sobald die Bedingungen woanders profitabler sind, wird die Produktion verlagert und wir können gucken, wo wir bleiben.
Der 8-Stunden-Tag ist eine Errungenschaft, die von der Arbeiterbewegung in Deutschland erkämpft wurde. Nun werden Stimmen aus Wirtschaft und Politik laut, die genau diese Errungenschaften angreifen. Doch es geht nicht nur um die Erhöhung der Wochenarbeitszeit, sondern auch um die Erhöhung der Lebensarbeitszeit: Wirtschaftsministerin Reiche fordert uns dazu auf, bis ins Grab zu arbeiten, d.h. sie fordert die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Wehren wir gemeinsam diese Angriffe ab!
Wir werden aktiv für eine gute Ausbildung für Alle:
Nur noch jeder vierte Betrieb bildet aus. Darüber hinaus haben viele von uns Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden. Rassistische Auswahlverfahren erschweren vor allem denjenigen von uns, die einen Migrationshintergrund haben, einen Ausbildungsplatz zu finden. Das Ergebnis: Knapp 3 Millionen junge Menschen in Deutschland haben keinen Berufsabschluss. Dieser Mangel an Perspektive zwingt Jugendliche in die Bundeswehr als eine der wenigen Möglichkeiten, eine gut bezahlte Ausbildung oder das Wunschstudium zu beginnen. Dies treibt die Militarisierung und Kriegsvorbereitung der Jugend weiter voran. Wir kämpfen für eine echte Ausbildungsplatz- und Übernahmegarantie.
Als junge Beschäftigte wollen wir uns endlich ein selbstbestimmtes Leben leisten können. Während die Mieten weiter explodieren und selbst Lebensmittel kaum bezahlbar sind, steigt die Ausbildungsvergütung nur minimal und Minijobs neben der Ausbildung werden für immer mehr von uns zur Notwendigkeit. Deshalb bringen wir uns in unseren Gewerkschaften und in den Tarifrunden ein und tragen die Forderungen der Auszubildenden und jungen Beschäftigten mit nach vorne.
Anstatt als billige Arbeitskräfte ausgenutzt zu werden, um Personalmangel auszugleichen, kämpfen wir für eine fachgerechte Vermittlung der Ausbildungsinhalte, das heißt, umfassende Anleitung in Theorie und Praxis. Dafür ist es auch notwendig, dass die Betriebe
und Schulen Lehrmittel wie Bücher, Werkzeug, technische Ausstattung und sonstige Arbeitsmaterialien zur Verfügung stellen.
Die Angriffe auf unsere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen passieren weder zufällig noch aus Bosheit. Sie dienen der Gewinnmaximierung, indem wir mehr und länger arbeiten und in der Ausbildung schon als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt werden. Doch all das werden wir nicht hinnehmen. Wir werden aktiv in unseren Gewerkschaften, in den betrieblichen Interessensvertretungen wie Betriebsräten oder Jugend- und Auszubildendenvertretungen und in unseren Berufsschulen. Gemeinsam mit unseren Mitschülerinnen und Mitschülern und Kolleginnen und Kollegen kämpfen wir für die Verteidigung unserer hart erkämpften Rechte und eine gute Ausbildung für alle!
Wir werden aktiv für Frieden und Abrüstung!
Wir stellen uns gegen die Aufrüstungspläne der Bundesregierung und machen uns stark für mehr Geld in Bildung, Soziales und Gesundheit. Während die Rüstungskonzerne mit staatlichen Aufträgen überhäuft werden, verlangt man von uns, ihre Aufrüstung und als Folge die Kürzungspolitik zu akzeptieren. Denn anders als es in Medien und Politik behauptet wird, wissen wir, dass es hier nicht um unsere Sicherheit, Verteidigung, oder bloße Vorsichtsmaßnahmen geht. Die Aufrüstung bedeutet hohe Profite für die Chefs der Rüstungsindustrie, sowie eine bessere Stellung Deutschlands in den internationalen Machtkämpfen. Für uns bedeutet es hingegen, heute zu verzichten und morgen vor einer unsicheren Zukunft zu stehen.
Auch Betriebe, in denen wir arbeiten, werden kriegstüchtig gemacht. Mit Heimatschutzdiensten der Bundeswehr oder mit Ständen auf Jobmessen oder der Besuch in Schulen wird in unseren Betrieben und überall für den Krieg geworben. Mit einer neuen Wehrpflicht sollen wir in Zukunft alle an die Waffe gehen. Wir sagen aber: Wir ziehen nicht für die Interessen deutscher Banken und Konzerne in den Krieg!
Wir werden aktiv gegen Spaltung!
Auch auf unserer Arbeit macht sich der steigende Rassismus bemerkbar. Seien es Kolleginnen und Kollegen, die durch das Bild des faulen Migranten, was in den Medien geschaffen wird, auf „die Migranten“ schimpfen, der Chef, der die Aufgaben nach Haar- und Hautfarbe verteilt, oder Lehrpersonal, das nach Herkunft benotet. Gleichzeitig verdienen Frauen immer noch weniger als Männer, haben schlechtere Chancen bei der Jobsuche wegen eventueller Familienplanung und erleben schon in der Ausbildung Diskriminierung und Übergriffigkeit.
Rassismus und Sexismus dienen dazu, uns zu spalten und unsere gemeinsamen Interessen zu vernebeln. Denn solange wir die Schuld bei denen links und rechts von uns suchen, können wir uns nicht mit ihnen zusammenschließen. Auch Leiharbeit ist ein weit verbreitetes Mittel der Spaltung. Leiharbeiter sind von vielen betrieblichen Regelungen ausgenommen, haben keinen Anspruch auf bestimmte Sonderzahlungen und leben in ständiger Unsicherheit, was ihren Arbeitsplatz angeht. Aus Angst, keine Vertragsverlängerung zu erhalten, arbeiten sie daher oft unsicher, melden keine Arbeitsunfälle und kommen krank oder verletzt zur Arbeit. Und auch die Stammbelegschaft leidet als Konsequenz unter gedrückten Löhnen und hoher Arbeitsbelastung. Unsere Aufgabe ist es, nicht zuzulassen, dass man uns gegeneinander ausspielt. Wir müssen überall den Zusammenhalt aller Beschäftigten stärken und gemeinsam für eine Verbesserung unserer Arbeits- und Lebensbedingungen kämpfen!
Wir nehmen unsere Zukunft selbst in die Hand und werden in unseren Gewerkschaften, Betrieben und Berufsschulen gegen Rassismus, Aufrüstung und Sozialabbau aktiv!